Schwere Zeiten …

Villa Conrad: Das Schicksal einer Familie

Diane Jordan

Kunst, Kultur und Wirtschaftsaufschwung fällt mir spontan ein, wenn ich an die „goldenen Zwanziger“ denke. Aber auch der zweite Weltkrieg und die dazugehörigen Schrecken. Mein neuester Roman „Villa Conrad“ von Nora Elias erzählt das Schicksal einer Familie in dieser Zeit. Das Cover ist, wie ich finde, ansprechend gestaltet. Man sieht eine junge, hübsche dunkelhaarige Frau, mit Hochsteckfrisur und Perlenkette, die sich leicht umzudrehen scheint und zurückblickt. Umrandet von einem goldigen Ornament ist der Titel „Villa Conrad“ in einem angenehmen Braunton. Der Name der Autorin ist im Kontrast dazu wieder im Goldton gehalten. Der Klappentext liest sich spannend und fasziniert mich vom ersten Augenblick. Gebannt fange ich an zu lesen und tauche schnell in die damalige Zeit ein. Die Protagonisten sind eine wohlhabende Frankfurter Familie. Oberhaupt Günther Conrad und seine Ehefrau Lydia, seine älteste Tochter Clara, sein Sohn Raiko sowie die Zwillinge Sophia und Ludwig. Dazu gibt es noch ein paar Cousins, Freundinnen, Schauspieler, Anwälte und eine Geliebte. Diese Personen werden am Anfang kurz erklärt. Der Plot gliedert sich in fünf Teile. Teil 1: spielt von 1928 -1930. Teil 2: 1932 -1933. Teil 3: 1937 -1939, Teil 4: 1940 -1941, Teil 5: 1944 -1945. Die Autorin hat einen flüssigen Schreibstil, der sich wie ich finde, sehr gut lesen lässt. Wortwahl und Sprachgebrauch sind der Thematik angepasst. Die Romanfiguren werden detailreich und fein beschrieben. Da springt, ob man will oder nicht, das eigene Kopfkino an. Dramatische und schwere Zeiten, aber auch eine „gefährliche Epoche“ für „meine“ Romanfiguren. Naziterror, Krieg, Weltwirtschaftskrise… Ich liebe und leide, wie bei jedem guten Roman mit, verdrücke mir hin und wieder ein paar Tränen und kämpfe mich tapfer durch die vielen, vielen Buchseiten. Da ich einen großen Faible für Familiengeschichten habe, gelingt mir das innerhalb kürzester Zeit. Das Schicksal von Schauspieler und Sinto Vincent Rubik ging mir beim Lesen besonders unter die Haut. Und fast bin ich beim Zuklappen des Buches ein wenig traurig, dass ich nicht noch mehr über die Familie erfahren habe.

… Ein großer Gesellschaftsroman aus einer gefährlichen Epoche …

Inhalt:
Frankfurt in den Goldenen Zwanzigern: Der Großindustrielle Günther Conrad befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Doch während seine älteste Tochter Clara alle Erwartungen erfüllt und den Unternehmer Eduard Jungbluth heiratet, entpuppt sich Conrads Sohn und künftiger Nachfolger Raiko als Pantoffelheld. Die meisten Sorgen bereiten Conrad aber seine beiden jüngsten Kinder, die Zwillinge Sophia und Ludwig. Sie verbringen ihre Zeit lieber mit Schauspielern als in der besseren Gesellschaft. Als sich Sophia in den Sinto Vincent Rubik verliebt, bahnt sich mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten eine Katastrophe an. Denn Sophia geht für ihre Liebe Risiken ein, die sie und ihre Familie in den Abgrund zu reißen drohen …

Die Autorin:
Nora Elias ist das Pseudonym einer im Rheinland lebenden Autorin historischer Romane. Zum Schreiben kam sie bereits als Studentin; nun widmet sie sich vermehrt der jüngeren deutschen Geschichte. Sie liebt Reisen und lange Wanderungen. Ihr Roman »Antonias Tochter« wurde mit dem begehrten DELIA-Literaturpreis 2018 ausgezeichnet.

Weitere Bücher:
Die Frauen der Familie Marquard, Antonias Tochter, Königsberg 1, Königsberg 2,

Fazit: 5 Sterne***** Das Taschenbuch hat 576 Seiten und ist im Goldmann Verlag erschienen.

Jahreswechsel ….

Neuschnee

Diane Jordan

Das Booklet meiner MP3-CD wirkt auf den ersten Blick recht düster. Eine abgelegene Hütte im Wald, am Fusse eines hohen Berges. Eingehüllt in Schnee und Eis. Der Titel „Neuschnee“ liegt drückend oberhalb des Hüttendachs vom Haus. Der Name der Autorin “Lucy Foley“ sowie der Sprecher sind in einem angenehmen Gelbton dargestellt. Das gibt einen schönen Kontrast zu den sonst monochromen blauschwarzen Farben, wie ich finde. In der Hüllengestaltung findet der Hörer ein Porträt von Foley sowie Biographien der anderen fünf Mitwirkenden. Auf der Rückseite ist in weißer Schrift:

Neun Freunde. Eine Hütte in den Highlands. Viele Geheimnisse. Eine Leiche gedruckt.

Das hört sich doch spannend an. Als Krimifan und Vielleser möchte ich natürlich sofort mit der CD starten. Und die schottischen Highlands, wo ich selber schon war, bieten sich meines Erachtens prima für so eine Story an. Vielleicht Klischee oder meine Fantasie ist zu lebhaft, wer weiss das schon im Voraus? Jedenfalls gefällt mir die Idee der Autorin, neun Freunde zum Jahreswechsel an diesen Ort zu schicken. Der Plot ist genial, die Protagonisten sind Leute wie „du und ich“ und man kann sich schnell mit ihnen identifizieren. Die Charaktere der „scheinbaren“ Freunde sind unterschiedlich und reizvoll beschrieben. Der Sprachstil und die Wortwahl ist der Krimi-Thematik angemessen. Die Story unterteilt Foley in „Vor(her)“ und „Nach(her)“,  ähnlich wie beim aktuellen Knives Out. Den habe ich gerade mit meinem Lieblingsmenschen im Kino gesehen und sehe da, ähnlich wie beim Brettspiel „Cluedo“, Parallelen. Ein feines Detektivspiel, was durchaus auch heute noch seinen Reiz hat. Als Krimi-Fan liebe ich natürlich solche Bücher oder Hörbücher besonders.

Und nichtsdestotrotz ist das Hörbuch, für meinen Geschmack, gut gemacht. Nervenkitzel, unblutig und trotzdem mit überraschenden Wendungen, was mir persönlich immer gut gefällt.  Ein tolles Hörbuch, was prima in die kalte Jahreszeit, wie zum Beispiel den Januar, passt. Wo der Neuschnee natürlich auch Spuren verdeckt oder verschleiert.

Inhalt:

Neun Freunde. Eine Hütte in den Highlands. Viele Geheimnisse. Eine Leiche.

Winter in den schottischen Highlands: Neun Freunde verbringen den Jahreswechsel in einer abgelegenen Berghütte. Sie feiern ausgelassen, erkunden die eindrucksvolle Landschaft und gehen auf die Jagd – doch was als ein unbeschwerter Ausflug beginnt, wird bitterer Ernst, als heftiger Schneefall das Anwesen von der Außenwelt abschneidet.

Nicht nur das Gerücht von einem umherstreifenden Serienmörder lässt die Stimmung immer beklemmender werden, auch innerhalb der Gruppe suchen sich lang begrabene Geheimnisse ihren gefährlichen Weg ans Licht. Dann wird einer der Freunde tot draußen im Schnee gefunden. Und die Situation in der Hütte eskaliert …

Die Autorin:

Lucy Foley, 1986 in Sussex, England geboren, hat Englische Literatur in Durham studiert und ihren Masterabschluss in Moderner Literatur an der Universität London gemacht. Sie arbeitete einige Jahre als Lektorin bei Hodder & Stoughton und schrieb währenddessen ihren ersten Roman »Die Stunde der Liebenden«. Lucy Foley lebt in London, wenn sie nicht gerade auf der Suche nach neuen Romanstoffen die Welt bereist.

Weitere Mitwirkende:

Ivana Marinović, geboren in Esslingen am Neckar, studierte Vergleichende Literaturwissenschaft und arbeitete mehrere Jahre in einem Kinder- und Jugendbuchverlag, bevor sie sich als freie Lektorin und Übersetzerin selbstständig machte, um sich neben ihrer Bücherliebe ausgiebig ihrer zweiten großen Schwäche, dem Reisen, widmen zu können.

Florens Schmidt, geboren 1984 in Berlin, erhielt seine Ausbildung an der Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf in Potsdam. Nach seinem Abschluss verschlug es ihn nicht nur an verschiedene Schauspielhäuser, unter anderem in Hamburg, Potsdam und Berlin, sondern auch immer wieder vor die Kamera. 2009 übernahm er eine der Hauptrollen im Kinofilm „Krankheit der Jugend“. Neben seinen schauspielerischen Engagements ist Schmidt auch als Hörspielsprecher tätig.

Maja Maneiro, geboren 1982, ist eine deutsche Schauspielerin und Synchronsprecherin mit spanischen Wurzeln. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Heike Warmuth wurde 1979 in Potsdam geboren. Direkt nach ihrer Schauspielausbildung an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch holte sie Katharina Thalbach für die Rolle der Julia im Shakespeare-Drama „Romeo und Julia“ ans Maxim Gorki Theater. Es folgten Zusammenarbeiten mit u. a. Alexander Lang, Armin Petras und Adriana Altaras. Neben ihrer Tätigkeit als Theaterschauspielerin ist Heike Warmuth auch regelmäßig in Kino- und Fernsehrollen zu sehen, u. a. im Spielfilm „Das wilde Leben“ (2007) sowie in der ARD-Krankenhausserie „In aller Freundschaft“ und der RTL-Soap „Alles was zählt“. Zwischen 2015 und 2018 verkörperte sie hier die Rolle der Carmen Bauer.

Weitere Bücher:

Die leuchtenden Tage am Bosporus, Die Stunde der Liebenden, Das Versprechen eines Sommers, usw.

Fazit: **** 4 Sterne. Die CD „Neuschnee“ ist im HörVerlag erschienen und wird spannend von Maja Maneiro, Sandrine Mittelstädt, Monika Oschek, Florens Schmidt und Heike Warmuth vorgetragen.