Songwriting …

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Ein Leben, wie ein Musikstück …

Lotte Lenya und das Lied des Lebens: Die Frau, die Kurt Weill und Berthold Brecht ihre Stimme schenkte

Diane Jordan

Ich lese leidenschaftlich gerne. Hin und wieder darf es aber auch eine TV-Serie sein, wie z.B. „Babylon Berlin“.  Die `Goldenen 20er Jahre‘ und der Umbruch, der dort aufgezeigt wurde, hat es mir besonders angetan. Mein neuestes Buch:  “Lotte Lenya und das Lied des Lebens“ von Eva Neiss spielt auch wieder in diesem Zeitraum. Das Cover ist ansprechend gestaltet. Man sieht eine junge Frau im Seitenprofil, die in einem flotten blauen Mantel und Pumps an einer Laterne lehnt. Im Hintergrund sieht man eine angedeutete Brücke und rechts im Bild eine Litfasssäule mit deutscher Beschriftung. Ich vermute mal stark, dass das Berlin sein soll. Für meinen Geschmack würde das theoretisch ja auch passen. Der Klappentext liest sich spannend. Ruck zuck bin ich mitten in der Geschichte, die locker und leicht daherkommt, eingetaucht.  Der Leser darf sich auf eine Zeitreise von Berlin, über Paris nach Amerika begeben.  Im braunen Sumpf aus Judenverfolgung, Kunst und Musik, hat die begnadete Künstlerin mit ihrem späteren Mann, der Jude ist, kein einfaches Leben. Aber auch Alkohol, Liebschaften und Süchte spielen zusätzlich eine große Rolle in ihrem Leben. Die Protagonisten Lotte Lenya, Kurt Weill und Berthold Brecht sind von der Autorin gut skizziert und beschrieben. Mir persönlich gefallen solche Charaktere mit vielen Ecken und Kanten sehr gut. Und ich bilde mir dann immer ein, dass sie so tatsächlich „in Echt“ waren. Das Dreiergespann Lenya, Weill und Brecht ist eine exotische und brisante Mischung, ähnlich wie ein Stück Dynamit. Und die „Dreigroschenoper“ nach dem Theaterstück von Brecht mit der Musik von Weill und dem Gesang von Lenya konnte in meinen Augen nur in dieser Kombi sensationell gut gelingen. Der Roman bietet für meinen Geschmack, einen fantastischen Einblick ins damalige, „unbürgerliche“ Künstlermilieu. Die Boheme wird großartig dargestellt. Der Werdegang von Lotte Lenya, als Tänzerin, Sängerin und Schauspielerin hat die Autorin spannend geschrieben. Kurt Weill war mir vorher allerdings unbekannt. Bertolt Brecht hingegen war mir aus Schulzeiten und Pflichtlektüren ein Begriff. Auch die Machtübernahme der Nationalsozialisten wird authentisch wiedergegeben. Man fühlt die Angst und die Bedrohung beim Lesen. Bertolt Brecht ist mir persönlich immer eine Spur zu überheblich, da ändert auch diese Betrachtung hier, durch die Autorin nicht meine Meinung.  Obwohl seine Werke ja weltweit aufgeführt werden. Und Lotte Lenya gleich zu Beginn auf ihn angewiesen zu sein scheint, ohne dass ich zu viel verraten möchte.

Inhalt:

Lotte Lenya ist die wohl bekannteste Sängerin der Dreigroschenoper. Dieser Roman erzählt die Geschichte der einzigartigen Schauspielerin und Sängerin Lotte Lenya – die Frau, die Kurt Weill und Bertolt Brecht ihre Stimme schenkte.
Inmitten der 1920er Jahre lernt die noch unbekannte Schauspielerin Lotte Lenya ihren zukünftigen Ehemann Kurt Weill kennen – sie rudert ihn über einen See und beide verlieben sich unsterblich ineinander. An Weills Seite gelingt ihr einige Jahre später der Durchbruch, sie lernt Bertolt Brecht kennen und spielt die Seeräuber Jenny in der Dreigroschenoper. Doch die Liebe des Künstlerpaars ist Höhen und Tiefen ausgesetzt …
Kenntnisreich und emotional erzählt Eva Neiss die Geschichte von Lotte Lenya, die mit ihrer besonderen Stimme, ihrer charmanten Eigenwilligkeit und ihrem Drang nach Leben ihre Zeitgenossen in den Bann zog. In meinen Augen eine mutige und taffe Frau, die ihren weg unbeirrt gemeistert hat.

Die Autorin:

Eva Neiss, geboren 1977, lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Sie hat einen Magister in Literaturwissenschaften und einen Bachelor in Psychologie. Eva Neiss hat sich intensiv mit der wechselhaften Geschichte der 1920er und 1930er Jahre beschäftigt, ebenso mit der Musik dieser Zeit.  

Fazit: 5***** Der Taschenbuch-Roman “Lotte Lenya und das Lied des Lebens“ ist im Fischer Taschenbuch Verlag erschienen. Das Taschenbuch hat 336 Seiten, die gut gegen das Vergessen sind und gerade in der heutigen Zeit brandaktuell sind.