Romanfiguren und andere Enttäuschungen …

Romanfiguren und andere Enttäuschungen …

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen

Diane Jordan

Kennt ihr das? Da freut man sich auf ein Buch und dann …. Irgendwie bekomme ich keinen Zugang zur Lektüre, geschweige denn zu der Protagonistin. Bei meinem neuesten Roman „Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen“, von Kerri Maher, ist das so. Und leider ändert es sich auch bis zum bitteren Ende nicht. Die hier beschriebene Grace gefällt mir ganz und gar nicht. Sie ist mir zu „amerikanisch“ und auch zu „berechnend“! Zu viele merkwürdige Affären, kein Rückgrat und irgendwie keine Selbstachtung. Sie lässt sich manipulieren und vertritt auf der Suche nach Liebe, Geborgenheit und einer eigenen Familie, nicht ihre Meinung. Als Beispiel sei hier der Knebel-Ehe-Vertrag oder ähnliches genannt. So habe ich mir das leider nicht ausgemalt. Schade, die Figur „Grace Kelly“ aus der Presse, war mir immer angenehm, lieblich und als Kultfigur aus meiner Kindheit vertraut. Ich quäle mich durch die Seiten…. 🙁Zu kühl, zu distanziert und zu unangenehm! Ebenso Fürst Rainier. Der Schreibstil und die Wortwahl der Autorin gefallen mir nicht. So ein Leben habe ich meiner Romanfigur Grace nicht gewünscht.Dabei liebe ich Bücher, die eine Mischung aus Biografie und Fiktion sind. Grace Kelly war eine faszinierende Frau, ihr Leben und ihre Familie ebenso. Ich hatte mich darauf gefreut einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und zu lesen, was wirklich passiert ist und was für dunkle Schatten dort lauern könnten. Aber Pustekuchen, so hatte ich mir den Roman nicht vorgestellt. Zumal ich mir als Kind, zusammen mit meiner Mama, immer die Nase platt gedrückt habe, wenn das kleine Fürstentum, in unserem kleinen Schwarzweiß-TV, zu sehen war. Im Buch habe ich mein Kindheitsfeeling nicht ansatzweise wiederentdecken können. Mein Lese-Spaß war daher sehr getrübt. Trotz der Perspektivwechsel und den verschiedenen Zeitsträngen, war das Buch drööööööge. Glanz und Glamour habe ich gänzlich vermisst. Ebenso den Blick hinter die Kulissen. Irgendwie hat mich das Ganze eher an „Diana & Charles“ erinnert, als an „Grace & Rainier“. In Fürsten- und Königshäusern ist nicht alles „Gold“, was glänzt, siehe Diana und Charles! Trotzdem möchte ich Grace so nicht präsentiert bekommen!Daher keine Leseempfehlung von mir.

Inhalt:

Ein Märchen scheint wahr zu werden, als im April 1956 Grace Kelly den Fürsten Rainier von Monaco heiratet. In Hollywood war »die kühle Blonde« ein Star, sie ist die Lieblingsschauspielerin von Alfred Hitchcock, spielte an der Seite von Cary Grant, Gregory Peck und Gary Cooper. Und nun erobert sie mit ihrem Lächeln die Herzen der Monegassen und bringt internationales Flair in das kleine Fürstentum an der Côte d’Azur. Doch hinter den Kulissen ist längst nicht alles Gold, was glänzt; das glamouröse Leben hat auch Schattenseiten. Kerri Maher erzählt die Geschichte von Grace, die gegen den Willen der katholisch-konservativen Eltern nach New York ging, um Schauspielerin zu werden, und die sich in der männlich-dominierten Filmwelt behaupten musste für ihre Träume und ihre Freiheit … Ein berührender und dramatischer Roman über eine der faszinierendsten Frauen des 20. Jahrhunderts.

Die Autorin:

Kerri Maher studierte an der Columbia University und gründete die preisgekrönte Literaturzeitschrift YARN. Sie war viele Jahre Professorin für Creative Writing. Heute lebt sie mit Tochter und Hund in einem grünen Vorort westlich von Boston und widmet sich ganz der Schriftstellerei. Claudia Feldmann, Jahrgang 1966, studierte Literaturübersetzen in Düsseldorf und übersetzt seit über zwanzig Jahren aus dem Englischen und Französischen. Unter anderem hat sie Eoin Colfer, Morgan Callan Rogers und Simon Van Booy ins Deutsche übertragen.

Fazit: 2 Sterne**„Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen“ ist im Insel Verlag erschienen. Das broschierte Taschenbuch hat 491 Seiten, die sehr zäh zu lesen sind und mir nicht gefallen haben.

ArtNight

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Die Schauspielerin

Der Blick hinter den Vorhang …

Die Schauspielerin

Diane Jordan

Solange ich denken kann, liebe ich Kunst, Kultur, Bücher, Tanz, Gesang und ganz besonders Schauspiel. Der Roman „Die Schauspielerin“ von Anne Enright passt daher perfekt in mein Lesebeuteschema und zog daher just bei mir ein. Das Cover ist interessant gestaltet. Es sieht in den changierenden Grüntönen und dem vorwitzigen, angeschnittenen Porträt einer Frau mit Rotschopf, faszinierend aus. Sofort schießen mir bei dem Anblick zig Fragen durch den Kopf. Der Klappentext liest sich zudem spannend und zack fange ich gebannt an zu lesen. Die Protagonisten sind vortrefflich erdacht und gut von der „Ich-Erzählerin“ beschrieben. Ein Roman-Porträt vom Feinsten. Ungewöhnlich und fein und bestimmt kein „Aller-Welt-Roman“, wie ich finde. Die Charaktere haben vielfältige Schattierungen, wie von einem Makeup-Artisten aufgetragen, kunstvoll von der Autorin mit Worten beschrieben, was mir für eine Schauspielerin und deren Tochter ausnehmend gut gefällt. Ich bin zwar etwas enttäuscht, dass die beiden nur fiktiv sind, denn ich hatte irgendwie mehr eine „echte Schauspielerin“ erwartet und natürlich insgeheim ;-), etwas „sensationsgeil“, darauf gehofft.  Nichtsdestotrotz merkt man dies nicht, wenn man es nicht weiss! Der Plot hingegen hat es in sich. Fragen nach dem Sinn des Lebens, der Herkunft, dem sozio-kulturellem und dem biologischen überhaupt. Und natürlich auch den zwingenden Fragen: Wo komme ich her? Was sind meine Wurzeln? Und werde/wurde ich geliebt? Es enthüllt gnaden- und teils schonungslos, der Blick hinter die Fassade, wird gekonnt dargeboten. Die fiktive Geschichte wirkt wie ein gekonnter Paukenschlag. Die Fassade bröckelt, wie bei einem alten Gebäude und Strukturen werden nach und nach erkennbar. Nichts ist wie es scheint oder auf den ersten Blick aussieht. Mütter und Töchter haben meist keine unkomplizierten Verhältnisse. Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel. Aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es zahlreiche Fälle gibt, wo enttäuschte Erwartungen, sei es zur Schulausbildung, Berufs- oder späteren Partnerwahl oder Ähnliches gibt. Mit zunehmendem Alter kommen dagegen bestimmt auch gegenseitige Schuldgefühle dazu. Bei den Töchtern, ob sie sich genug um die „alte“ Mutter kümmern. Aber auch, was in der eigen Kindheit nicht gut gelaufen ist, wird hin und wieder von den Töchtern der Mutter vorwurfsvoll auf dem Silbertablett präsentiert. Grins J, mit dem Zeigefinger auf andere, sei es hier die Mutter zu zeigen, bringt hingegen außer Krawall und Entfremdung gar nichts! Die Romanfiguren zeigen daher meines Erachtens einen Blick hinter die Kulissen. Im Buch wird der glamourösen Aufstieg der Schauspielerin Katherine O’Dell, deren Leben, Beziehungen insbesondere zu ihrer Tochter Norah und der dramatische Bühnen-Abgang fein geschildert.  Spannend gemacht, wie es sich für ein Bühnenwerk gehört, kommen „Leichen aus dem Keller“ (Verbrechen) ebenso an die Oberfläche, wie 

die Fragen nach der Existenz und dem Erzeuger der Tochter. Und kunstvoll wie bei einem Spinnennetz werden die einzelnen Erinnerungen, Gesprächsfetzen gesponnen und zu einem beeindruckenden Lesespass zusammengeführt. Abschließend fällt mir eine Lebensweisheit von Gandhi ein, die mir persönlich sehr gut zu diesem Thema zu passen scheint: Sei du selbst die Veränderung, die du dir wünschst für diese Welt.

Inhalt:

Ein großer Roman über die unstillbare Sehnsucht nach Anerkennung

Kann man seine Mutter wirklich kennen? Norah blickt zurück auf das Leben ihrer Mutter, der einst gefeierten Schauspielerin Katherine O’Dell, die es von den irischen Dorfbühnen bis nach Hollywood geschafft hat. Doch mit zunehmendem Alter verblasste ihr Stern, sie betäubte sich mit Alkohol und Tabletten, bis es eines Tages zu einem bizarren Skandal kam: Ohne Vorwarnung schoss sie auf einen Filmproduzenten. Jeder Augenblick in Katherines Leben war große Geste, und Norah war ihr Publikum. Wer aber war diese Frau, die alles für die Kunst gab, deren Beziehungen kalt waren – und warum erzählte sie Norah nie, wer ihr Vater ist?

»Die Schauspielerin« ist ein eindringliches Buch über die so starke und doch auch so verwundbare Beziehung zwischen Mutter und Tochter – frappierend ehrlich, scharfzüngig und augenzwinkernd erzählt. SWR-Bestenliste Juli/August 2020.

Die Autorin:

Anne Enright, 1962 in Dublin geboren, zählt zu den bedeutendsten englischsprachigen Schriftstellerinnen der Gegenwart und wurde 2015 zur ersten Laureate for Irish Fiction ernannt. »Das Familientreffen« wurde unter anderem 2007 mit dem renommierten Booker-Preis ausgezeichnet, ist in gut dreißig Sprachen übersetzt und weltweit ein Bestseller. Für »Anatomie einer Affäre« (2011) erhielt sie die Andrew Carnegie Medal for Excellence in Fiction und für »Rosaleens Fest« (2015) den Irish Novel of the Year Prize. »Die Schauspielerin« ist ihr siebter Roman; er wurde für den Women’s Prize for Fiction nominiert.

Weitere Bücher:

Das Familientreffen, Anatomie einer Affäre, Rosaleens Fest, usw.

Fazit: ***** Sterne. Der Roman “Die Schauspielerin“ ist im Penguin Verlag erschienen. Das gebundene Buch hat 304 Seiten, die durchaus Potential für ein Bühnenstück hätten und auch die Hass-Liebe zwischen Mutter und Tochter gut aufzeigen.