Tür an Tür…

Mein neuester Thriller „Die Nachbarin“ von Caroline Corcoran hat ein fantastisches Cover. Der Blick durch den Türspion hat für mich etwas Voyeuristisches. Hier sieht man, angedeutet im schummrigen Licht, eine Frauengestalt in rot mit Handtasche. Das Cover ist sonst nachtschwarz und bietet so einen feinen Kontrast. Ich bilde mir förmlich ein, die Gefahr zu spüren und bekomme vorsorglich eine leichte Sommergänsehaut. Der Klappentext verheißt zudem nichts Gutes. Gespannt fange ich an zu lesen und werde nicht enttäuscht. Das Buch ist von der ersten Seite an spannend und entwickelt nach und nach immer mehr Eigendynamik. Es wird abwechselnd in der „Ich“-Form von Lexie und Harriet beschrieben. Dies scheint momentan in Mode zu sein, denn bei einigen Büchern in diesem Jahr fiel mir das als Stilmittel ebenfalls auf. Temporeich und klug von der Autorin inszeniert. Die Protagonisten Lexie, Tom und Harriet werden detailreich beschrieben und passen, meines Erachtens, hervorragend zum Plot. Sie sind mir zwar irgendwie durch ihre „Taten“ nicht sonderlich sympathisch, aber als Romanfiguren passen sie so perfekt. Viele menschliche Eigenschaften werden gekonnt von der Schriftstellerin „aufs Korn“ genommen und gekonnt in den Text eingearbeitet. So erfährt der Leser einiges über Anonymität im Hochhaus, das Leben, Stalking, Neid, Traumata, Kontrollsucht usw. Grandios, mit vielen unvorhergesehenen Wendungen. Teilweise konnte ich mir die Wohnsituation und die Nachbarinnen, die sich eigentlich nicht wirklich kennen, sehr gut vorstellen. Hin und wieder war das Buch so super fesselnd, dass ich gedacht habe, die Figuren wohnen tatsächlich so irgendwo in meiner Nähe. Ein wenig erinnert es mich auch an den Kinofilm „Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner“, den ich vor einiger Zeit mit meinem Lieblingsmenschen in Hamburg angesehen habe. Psychologisch und schriftstellerisch fein erfasst und aufgegriffen, macht dieser Thriller auf die Thematik aufmerksam, dass der Blick von außen auf ein scheinbar „perfektes“ Leben trügen kann.  Probleme gibt es überall! 🙂 „Und sind die Kirschen in Nachbars Garten“ nicht zwangsläufig besser, als die eigenen! Und das Besessenheit, perfide Ideen und Traumata gepaart mit der Anonymität des Hochhauses zwar spannenden Lesestoff bieten, grusel, aber als Nachbarn in unmittelbarer Nähe möchte man solche Menschen lieber ganz weit weg haben! Diese zumindest! Und ich habe, durch die Lektüre, nun einen „anderen“ Blick auf meine unmittelbaren Nachbarn. Das könnt ihr mir glauben!!

Inhalt:

Psychospannung vom Feinsten – jetzt für kurze Zeit zum Kennenlernpreis! (eine befristete Preisaktion des Verlages)

In Lexies Leben scheint alles perfekt: Sie liebt ihren Freund Tom, die beiden planen eine Familie, und sie wohnen in einem eleganten Apartment mitten in London, das keine Wünsche offen lässt. Doch Lexies Idylle trügt. Wenn sie allein ist, lauscht sie den Geräuschen aus der Nachbarwohnung. Und stellt sich dabei das mondände Leben ihrer Nachbarin vor …

Es vergeht kaum ein Tag, an dem Harriet keine wilde Party feiert. Nur wenn ihre Wohnung voller Menschen ist, fühlt sie sich wohl. Jede Nacht ist ein einziges Abenteuer, das keinen Morgen kennt. Nur selten gesteht sie sich ein, wie unglücklich sie in Wahrheit ist. Sie wünscht sich einen Freund wie Tom. Sie möchte das Leben ihrer Nachbarin Lexie. Und sie ist bereit, alles zu tun, damit dieses Leben ihr gehört …

Die Autorin:

Caroline Corcoran arbeitet als selbstständige Lifestyle- und Kulturredakteurin. Sie hat für einige der wichtigsten Online- und Printmagazine und Zeitungen in Großbritannien geschrieben. Heute lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn auf der Halbinsel Wirral im Norden Englands. Zuvor hat sie 13 Jahre in London gewohnt. Sie konnte ihre Nachbarin durch die dünnen Wände ihrer Wohnung stets hören, doch getroffen haben sich die beiden nie – ein kurioser Umstand, der sie zu diesem packenden Thriller inspirierte. Die Nachbarin ist ihr erstes Buch bei Heyne.

Weitere Bücher:

The Baby Group, Through The Wall

Fazit: 5***** Der „Die Nachbarin“ ist im Heyne Verlag erschienen. Das broschierte Buch hat  448 Seiten!

Perfektion …

Der Roman „Ich will dein Leben“ von Amanda Jennings hat auf den ersten Blick alles, was ein tolles Buch für mich haben sollte. Ein super Cover, das geheimnisvoll und etwas bedrohlich aussieht. Ein Mädchen mit feuerroten Haaren, ein weißes, beeindruckendes Haus auf den Klippen und im Hintergrund das Meer. Zudem hat es einen Titel, der dem Leser den Atem stocken lässt und viel verspricht. Mir ging es zumindest so. Auch der Klappentext liest sich noch vielversprechend. Die Erwartungen waren dementsprechend groß. Leider plätschert die Geschichte so dahin und kommt nicht wirklich in Fahrt. Spannung – Fehlanzeige! Ich quäle mich so durch die Kapitel. Die Charaktere: Tamsyn (Tochter) und die Familienmitglieder: Angie (Mutter), Jago (Bruder) sowie der Großvater sowie die Familie Davenport: Edie (Tochter), Eleanor (Mutter) und Max (Vater) werden gut beschrieben, gefallen mir aber nicht wirklich. Der Plot beginnt mit dem ansprechenden Zitat: „Wenn man Glück hat, kann eine einzige Fantasie eine Million Realitäten verwandeln“ (Maya Angelou). Weiter geht’s mit einem Prolog in dem alles Wesentliche in Kurzform vorkommt. Dann wird die Geschichte aus den verschiedenen Perspektiven der Protagonisten geschildert. Start ist zirka Juli 1986 und das Ende September 1986. Cool finde ich, dass der Plot von „Ich will dein Leben“ in Cornwall spielt, da ich die Landschaft und seine Bewohner dort sehr mag. An das Jahr 1986 kann ich mich ebenfalls gut erinnern, obwohl ich da schon 19 Jahre alt war und nicht sechzehn, wie die Protagonistin Tamsyn. Das sie ihre neuen Nachbarn stalkt, finde ich gruselig und etwas unheimlich. Mr. Davenport, seine hübsche Ehefrau und ihre charismatische Tochter Edie und deren beschriebenen Hintergründe gefallen mir nicht wirklich. Und das die beiden ungleichen Mädchen sich kennenlernen und Freundschaft schließen,  kann meines Erachtens nicht ohne  Folgen bleiben. Das sich hinter dem scheinbar perfekten Familienidyll der Davenports dunkle Abgründe verbergen, wird schon im ersten Abschnitt deutlich. Tamsyn verhält sich meiner Meinung nach recht merkwürdig. Auch die eine oder andere Äußerung von ihr lassen mir die Haare zu Berge stehen und eine leichte Gänsehaut bekommen. Ebenso Edie!

Und wenn ich mich richtig erinnere, haben Krähe und Rabe als Symbol, die im Text ebenfalls erwähnt werden, verschiedene Bedeutungen. Ich meine, dass sie als Vögel Zugang zu einer anderer „Welt“ als der des Menschen haben. Der Rabe kann in Träumen und Imaginationen als wissendes Tier auftreten und als „Seelenführer herhalten, vielleicht für die/den Verstorbenen. Hier Tamsyns Vater?! Aber wirklich sicher bin ich mir nicht und die Autorin geht auch nicht konkreter darauf ein.

Die Farbe Schwarz steht für mich für tiefe Nacht, erhabene Macht und den Tod. Sie steht für Trauer, Hass oder Grausamkeiten. Oft steht schwarz auch für ein schweres und gewaltvolles Ende, wie ich es hier auch vermute, wenn ich mir die Kapitel so durchlese, dann ahne ich nichts Gutes! Aber leider bleibt der Spannungsbogen auf dem unteren Level. Die Autorin hat es, meines Erachtens zu gut gemeint und zu viel „Psychologisches“ und „Unausgegorenes“ in die Seiten gepackt. So muss der Leser das Traumata von Tamsyn zum Tod des Vaters verkraften, ihr Stalking, die Obsession sowie ihre Zwangshandlungen.  Aber auch diverse Angststörungen der Protagonisten müssen „Häppchenweise“ wie die „Odövre“ verdaut werden. Immer wieder tauchen die schwarzen Raben auf, aber wirklich Sinn ergibt es für mich nicht. Perfektion sieht anders aus. Und für mich fehlt hier auch die Brillanz, der Autorin, alle Fäden am Ende geschickt zusammenzuführen. Eigentlich schade, denn das Cover machte einen perfekten Eindruck. So war es eine Mogelpackung, die mich deutlich mehr erwarten ließ und mich „lesetechnisch“ etwas frustriert hat.

Inhalt:

Cornwall im Sommer 1986. Fasziniert beobachtet die sechzehnjährige Tamsyn ihre neuen Nachbarn: den attraktiven Mr. Davenport, seine wunderschöne Ehefrau und ihre schillernde Tochter Edie, die etwa in Tamsyns Alter ist. Als sich die ungleichen Mädchen schließlich kennenlernen, hat dies ungeahnte Folgen. Denn hinter dem scheinbar perfekten Familienidyll der Davenports verbergen sich dunkle Abgründe, und Tamsyns neidvoller Blick auf ihre Nachbarn wird immer mehr zur unheilvollen Obsession …

Die Autorin:

Amanda Jennings unterrichtete Kunstgeschichte an der Cambridge University und arbeitete bei der BBC. Sie hat mehrere psychologische Spannungsromane geschrieben, von denen einige international veröffentlicht wurden. Ihr neuester Roman Ich will dein Leben spielt in Cornwall, wo Jennings viel Zeit während ihrer Kindheit verbrachte. Heute lebt sie in Henley mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern.

Weitere Bücher:

Euer dunkelstes Geheimnis

Fazit: *** Sterne. Der Roman “Ich will dein Leben“ ist im Lübbe Verlag erschienen. Das Taschenbuch hat  448 Seiten.